Willkommen zum ultimativen Städtebau-Simulations-Battle…
…naja, so ultimativ ist er eigentlich gar nicht. Der Grund dafür ist recht einfach: Die beiden Spiele haben, ob man es glaubt oder nicht, zwei durchaus unterschiedliche Zielgruppen. Und genau da fangen die Probleme an. Daher, bevor wir uns dem Vergleich widmen, ein paar Worte zu Sim City 2013:
Es war eine ziemlich herbe Enttäuschung für Fans der einst großen Städtebau-Simulation. Zum einen gab es etwas, das Spieler seit Jahren auf die Palme bringt, nämlich einen Online-Zwang. Zum anderen gab es, leider, so einige Probleme bei der Simulation selbst.
Im Vorfeld wurde groß vom Entwickler getönt, dass jeder Bewohner einzeln im Spiel simuliert wird. Im Ergebnis war das leider nicht ganz so. Zwar hat jeder Bewohner (oder auch Sim) zwar einen Namen, aber die Simulation ist eher rudimentär. Er hat z.B. keinen wirklich festen Job, sondern geht dort Arbeiten, wo er am nächsten ist. Und selbst Wohnhäuser sind da eher variabel.
Viele Fans stieß das ziemlich sauer auf, für mich war das eher etwas, womit ich leben konnte. Und seit der Online-Zwang abgeschafft und einige Bugs ausgemerzt sind, gibt es für mich eigentlich nur noch eine Sache, die mir so richtig stinkt. Und hier steigen wir in den Vergleich ein:
Die Kartengröße:
Sim City hat eine…seeeehr kleine Karte. Anders kann man es nicht sagen. Viel Platz zum ausgiebigen Bauen gibt es da nicht, die Karte ist durchaus an einem Abend komplett bebaut, wenn man sich ranhält. Das finde ich, für eine solche Simulation, schon wirklich enttäuschend. Zumal bei der Ansicht durchaus noch Platz drumrum zu sein scheint und es auch Mods gibt, die den Platz bebaubar machen. Aber ohne ist da Pustekuchen. Und so kommt man schnell an den Punkt, an dem man, so man das Add-On „Städte der Zukunft“ hat, Mega-Türme bauen muss, um irgendwie mehr Einwohner zu bekommen. Sehr schade.
Cities: Skylines punktet da mit dem genauen Gegenteil. Bereits das Startgebiet ist riesig und kann im Laufe des Spiels sogar noch ordentlich erweitert werden. Hier sind Metropolen kein Problem.
Spaßig ist bei Sim City die Möglichkeit, in einem Gebiet mehrere Städte zu bauen, die sich untereinander helfen können. Gerade mit mehreren Spielern macht das tatsächlich Laune und motiviert kräftig.
Gebäude
Hier schenken sich beide Spiele nicht viel. Es gibt eine große Zahl an Gebäuden mit unterschiedlichsten Funktionen und variablem Aussehen. Bei beiden Spielen erklärt sich die Funktion von alleine und die Baumenüs sind schön übersichtlich. Prima.
Ein cooles Feature von Sim City sind die Gebäude-Erweiterungen. So kann man der Feuerwache einen neuen Turm spendieren, der Polizei mehr Gefängniszellen usw. Das ist klasse und eine recht geschickte Lösung für die kleinen Karten. Interessant sind auch die Großprojekte. Die werden zwar nicht mitten in der Stadt gebaut, sondern in einem extra Gebiet, aber ein nettes Feature ist das schon.
Cities: Skylines nutzt für solche Gebäude ein Archivement-System. Für bestimmte Gebäude muss man diverse Voraussetzungen erfüllen. Die sind, wie ich finde, teilweise etwas wirr und albern gewählt. Für die Kathedrale muss ich z.B. 2000(!) verlassene Gebäude haben. Hä? Zum GLück kann man die Voraussetzungen aber auch abschalten. Doof ist es trotzdem.
Die Simulation / Statistiken
Beide Spiele bieten, wie es sich gehört, einen großen Schwung Statistiken an. Meckern kann man da nicht wirklich. Bei Cities: Skylines fehlt mir etwas die Übersicht bei der Arbeitslosigkeit, Sim City zeigt dafür nicht so richtig, wo und wie gearbeitet wird. Schlimm ist allerdings das seltsame Verhalten bzgl. Arbeitsplätze in Sim City. Ich hatte es nun in diversen Sessions x-mal, dass ich plötzlich mehr als 5000 Arbeitsplätze frei hatte. Und das obwohl eigentlich Pendler aus den Nachbarstädten hätten kommen können. Nicht wirklich nachvollziebar und hängt vorallem mit dem teilweise plötzlichem Wachstum der Betirebe zusammen. Der lässt sich nur durch die Straßen beeinflussen. Je höher die mögliche Dichte der Straße, um so größer die Gebäude daran. Das führt leider auch oft dazu, dass man, um Staus zu vermeiden, die Straßen aufmotzt und dann plötzlich riesige Gebäude hat, die alle Arbeitskräfte brauchen. Und die wiederum kommen nicht, weil die doofen Wohnhäuser nicht wachsen wollen.
Cool ist dafür die Möglichkeit, Städte zu spezialisieren. So ist es in Sim City z.B. möglich, sich sein eigenes, kleines (sehr kleines) Las Vegas zu errichten. Und mit den Spezialgebäuden gibt es immer wieder Upgrades und Erweiterungen, was echt spaßig ist und motiviert, die Spezialisierung noch weiter zu optimieren.
Fazit
Wie bereits eingangs erwähnt: Die beiden Spiele haben durchaus unterschiedliche Zielgruppen. Sim City ist keine Hardcore Simulation mehr. Es ist beileibe kein so schlechtes Spiel, wie es gerne in diversen Foren dargestellt wird. Es kann sogar richtig Spaß machen, wenn man sich mit den kleineren Fehlern und der noch kleineren Karte arrangiert. Aber für den absoluten Städtebau Fanatiker ist es nichts. Dafür ist es zu simpel gestrickt. Um aber abends entspannt mit ein bis zwei Freunden gemeinsam zu daddeln, ist es allemal prima und sorgt für vergnügliche Stunden.
Cities: Skylines ist das genaue Gegenteil. Es ist für den Städtebau-Freak gedacht, der auch nach Stunden noch Straßen optimieren will und an kleinen Details schraubt. Da wollen Rohre verlegt werden, Stromleitungen aufgezogen werden u.s.w. Kurz: Es ist in etwa so, wie Sim City einmal war. Dafür gibt es hier keinen Multiplayer (auch wenn der bei Sim City eher simpel ist und nicht so wahnsinnig viel Interaktivität zwischen den Spielern mitbringt).
Nebenbei: Enttäuscht war ich bei Cities:Skylines, dass es keinen Tag-Nacht Rythmus gab. Das verhagelt ein wenig das Simulations-Feeling. Netterweise wurde auf der diesjährigen Gamescom allerdings das Add-On „After Dark“ angekündigt. Dort soll genau das kommen und noch einiges mehr. Wir dürfen gespannt sein.